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Kämpfen gegen die Walddeponie: Die Gemeindepräsidenten Susanna Jenny (Grüningen) und Jörg Kündig (Gossau) wollen die geplante Schlacke-Deponie im Tägernauer Holz verhindern. (Foto: Seraina Boner)

7000 Bäume von Kahlschlag bedroht

Gegen den Willen von Grüningen und Gossau will der Kanton zwei Deponien in den Richtplan aufnehmen. Vor dem Entscheid des Kantonsrats schlagen die Gemeindepräsidenten nochmals Alarm.

Kämpfen gegen die Walddeponie: Die Gemeindepräsidenten Susanna Jenny (Grüningen) und Jörg Kündig (Gossau) wollen die geplante Schlacke-Deponie im Tägernauer Holz verhindern. (Foto: Seraina Boner)

Veröffentlicht am: 03.05.2018 – 11.00 Uhr

Die Gossauer und Grüninger haben Erfahrung im Kampf gegen Deponien. Bereits 2007 unterschrieben 4000 Personen gegen die Standorte Tägernauer Holz und Leerüti. Nun droht noch Schlimmeres: Die beiden Deponiestandorte sollen jetzt mehr als doppelt so gross werden. Dies schreiben die Gemeinden in einer Mitteilung.

Laut den Deponie-Gegnern droht ein Kahlschlag: Rund 7000 gesunde Bäume müssten im Tägernauer Holz gerodet werden. Die beiden Gemeindepräsidenten Susanna Jenny und Jörg Kündig laufen Sturm gegen das Projekt. Kürzlich haben sie sich mit Po­litikern aus der Region besprochen. Grundtenor: Die Deponie Leerüti in normaler Grösse wird akzeptiert. Aber auf die Walddeponie soll verzichtet werden.

Fläche von 14 Fussballfeldern

Voraussichtlich im Herbst behandelt der Kantonsrat die Teilrevision des kantonalen Richtplans. Aufgeführt sind dort auch die beiden Deponiestandorte Leerüti und Tägernauer Holz (siehe Grafik). Gegen diese Doppelbelastung wehren sich die am stärksten betroffenen Gemeinden vehement. «Die Gemeinden Gossau und Grüningen sind bereit, eine Kröte zu schlucken – aber nicht zwei.» Dies schreiben sie in einer gemeinsam verfassten Medienmitteilung.

Im kantonalen Richtplan sind die beiden Deponien mit schwarz umkreisten Punkten (Bildmitte) markiert. Ihre genaue Ausdehnung ist daher nicht ersichtlich. (Grafik: Amt für Raumentwicklung)

Gossau habe schon seit zwanzig Jahren Erfahrung mit der Deponie Wissenbüel sowie mit der Deponie Chrüzlen in der Nachbargemeinde Oetwil am See. Man wisse deshalb, wie weitreichend die Auswirkungen seien. Es gehe nicht nur um neue Zufahrtswege und Lastwagenfahrten. Im Tägernauer Holz würde ein ganzes Waldstücks verschwinden. «Diese Deponie soll mitten im Wald entstehen und neu 10 Hektar Fläche beanspruchen.» Das entspricht 14 Fussballfeldern.

«Kanton schafft Präzedenzfall»

In der Mitteilung wird auch der ehemalige Förster Jakob Bodmer zitiert. Ihm zufolge werde die Wunde sogar bis doppelt so gross sein, weil die neuen Waldränder viel weniger Schutz böten. Erst nach hundert Jahren werde sich der Wald und der Boden wieder erholt haben. Die Folgen für die Tier und Pflanzenwelt seien gravierend, so Bodmer.

Die Gemeindepräsidentin von Grüningen, Susanna Jenny (parteilos), spricht Klartext. «Diese Deponie verstösst gegen das Waldgesetz und das Rodungsverbot.» Rein wirtschaftliche Überlegungen stünden dahinter, nicht der zwingende Bedarf wegen übergeordneten Interessen. «Es ist unverständlich, dass der Kanton Zürich seinen eigenen Wald zum Abschuss freigibt. Wenn das geschieht, schafft er einen Präzedenzfall.»

Schlacke im Wald

Ein genauso grosses Ärgernis ist für die Gemeinden, dass das Tägernauer Holz nicht nur den Eigenbedarf als Reststoffdeponie deckt. Der Gossauer Gemeinderat Daniel Baldenweg (EVP) hat gerechnet: «Für die Region alleine würde das geplante Deponievolumen für 95 Jahre ausreichen. Geplant ist aber für rund 20 Jahre.»

Naherholungsgebiet: Das betroffene Waldstück im Tägernauer Holz liegt zwischen Grüningen, Gossau und Esslingen. (Foto: Seraina Boner)

Der Grund: In Hinwil werde die Schlackenaufbereitung für den Kanton Zürich gemacht. Dazu komme auch noch ausserkantonale Schlacke aus dem Wallis und Solothurn. Die entsprechenden Reststoffe sollen ins Tägernauer Holz kommen. Da die Schlacke zum grössten Teil per Bahn angeliefert werde, sehe man nicht ein, wieso diese nicht auch auf dem Retourweg per Bahn umweltschonend deponiert werden könne.

Verdreifachung des Volumens

Für Jörg Kündig (FDP), Gemeindepräsident von Gossau, darf diese Walddeponie unter keinen Umständen realisiert werden: «Wir werden diese bundesrechtswidrige Deponie mit allen Rechtsmitteln bekämpfen und dieses Naherholungsgebiet mit nationalem Ruf integral erhalten.»

Anders sehe es bei der Leerüti aus, der zweiten Deponie, bei der Inertstoff, also in erster Linie Bauschutt, abgelagert werden soll. Hier sei man bereit, die Kröte zu schlucken. Allerdings mit der normalen Grösse, nicht mit dem neu geplanten Volumen, das nahezu eine Verdreifachung bedeute. Betrieb, Gestaltung und Zufahrt der Deponie müssten zudem zwingend landschaftsverträglich sein, fordern die Gemeinden.


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