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Ein gelber Pulli ruft erstaunlich viele Reaktionen hervor. (Bild: Lea Müller)

Sehr viel Pulli und ein bisschen Ich

«Leben mit Stil» ist der Lifestyle-Blog von Züriost und behandelt Themen rund um Körper, Seele und Stil. Heute: Vom Gefühl, ein Kleiderständer zu sein.

Ein gelber Pulli ruft erstaunlich viele Reaktionen hervor. (Bild: Lea Müller)

Veröffentlicht am: 28.05.2016 – 11.00 Uhr

Ich habe einen gelben Pulli. Na und, wird sich jetzt wohl mancher denken. So wie ich am Anfang. Ich erhielt diesen Pulli von meiner Schwester, da sie den Rollkragen nicht mehr mochte. Also gewährte ich ihm Asyl. Ich mag es, düstere, regnerische Tage mit knalligen Farben zu bekämpfen. So ist zum Beispiel auch mein Regenschirm gelb, meine Gummistiefel rot. An trüben Tagen mit schwarzen oder grauen Kleidern noch mehr Dunkelheit in die Welt zu bringen, scheint mir schlicht sinnlos.

Darum zog ich bei der nächsten Kaltfront meinen neuen, gelben Pulli an. Als ich die Redaktion betrat, hagelte es Kommentare. Der Liebling: «Ui ist der gelb.» Dafür, dass wir Redaktoren Tausenden von Lesern die Welt erklären sollten, fand ich den Informationsgehalt dieser Aussage eher kläglich. «Ist das jetzt gut oder schlecht?», wollte ich wissen. «Keine Ahnung», kam es zurück. «Er ist einfach sehr… gelb.» So ging das den ganzen Tag weiter. Obwohl es am nächsten Tag immer noch regnete, zog ich den Pulli nicht mehr an.

Zu sagen, ich mag es nicht, wenn andere Personen Kommentare zu meinem Äusseren machen, wäre gelogen. Natürlich habe ich Freude an Komplimenten, ich ziehe mich gerne schön an. Die Kommentare zu meinem gelben Pulli waren aber absolut losgelöst von meiner Person. Ich fühlte mich wie ein lebloser Kleiderständer.

Soll dies das Gefühl sein, dass alle Models als so wahnsinnig toll beschreiben? Niemand ist an der Person unter dem Stoff interessiert, alle glotzen nur auf die Kleider. Hätte ich jemals auch nur den leisesten Wunsch gehegt, mich in die Reihen von Heidi Klum und Naomi Campbell einzureihen, in dem Moment hätte er sich in Luft aufgelöst.

Damit war die Geschichte aber noch nicht fertig. Einige Wochen später erkundigte sich ein Kollege nach meinem gelben Pulli. Ob ich ihn wegen der vielen Kommentare nicht mehr angezogen habe. Eigentlich wäre die ehrliche Antwort «Ja» gewesen. Aber das liess mein Stolz damals nicht zu. Kurz darauf war wieder schlechtes Wetter. Ich zog den gelben Pulli an. Das Statement meines Kollegen. «Er ist immer noch sehr gelb.»


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