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Die Firma Hosberg lässt die männlichen Küken aufziehen, statt sie direkt zu schlachten. (Bild: Havly/pixelio.de), Jonas Reinhard, Geschäftsführer des Unternehmens, suchte nach einer Lösung für das Problem. (Bild: zvg), Weil die Aufzucht der Hähne nicht rentabel ist, werden die Eier teurer. (Archivbild: Nicolas Zonvi)

«Kann nicht sein, dass männliche Tiere sofort getötet werden»

In der Schweiz werden rund 2,2 Millionen männliche Küken gleich nach dem Schlüpfen geschlachtet, weil sie keine Eier legen. Statt sie zu töten, lässt die Firma Hosberg aus Rüti die Bibbeli aufziehen und mästen.

Die Firma Hosberg lässt die männlichen Küken aufziehen, statt sie direkt zu schlachten. (Bild: Havly/pixelio.de), Jonas Reinhard, Geschäftsführer des Unternehmens, suchte nach einer Lösung für das Problem. (Bild: zvg), Weil die Aufzucht der Hähne nicht rentabel ist, werden die Eier teurer. (Archivbild: Nicolas Zonvi)

Veröffentlicht am: 15.04.2017 – 17.15 Uhr

Rund 2,2 Millionen männliche Bibbeli werden in der Schweiz jährlich «homogenisiert». Dabei werden die frisch geschlüpften Tiere ohne Betäubung geschreddert oder mit Gas erstickt. Trotz harscher Kritik von Tierschutzorganisationen werden diese Praktiken vielerorts in der Branche angewendet.

Dabei gäbe es durchaus Alternativen im Umgang mit den männlichen Küken. Die Firma Hosberg AG aus Rüti beispielsweise verkauft ihre Eier teurer an die Kunden, um damit die Aufzucht der männlichen Tiere zu finanzieren. Geschäftsführer Jonas Reinhard ist sich jedoch bewusst, dass diese Methode nicht nur Vorteile mit sich bringt.

Herr Reinhard, Sie verkaufen Ihre Eier unter dem Label Henne & Hahn. Was bedeutet das genau?

Jonas Reinhard: Das Label Henne & Hahn soll aufzeigen, dass die männlichen Küken nach dem Schlüpfen nicht getötet werden. Stattdessen werden diese von Partnerbetrieben aufgezogen.

Was ist denn das Problem dieser männlichen Küken? Können diese nicht einfach gemästet und später für die Fleischindustrie verwendet werden?

Diese Rasse von Hühnern ist spezialisiert darauf, mit tiefem Futterverbrauch viele Eier zu legen. Entsprechend haben die Tiere wenig Fleisch an sich und sind damit für die Mast nicht geeignet.

Trotzdem lassen Sie die männlichen Küken aufziehen. Wie kann das rentieren?

Grundsätzlich ist es schon so, dass die Aufzucht und Mast eines solchen Tieres defizitär ist. Sie muss also über einen höheren Eierpreis mitfinanziert werden. Bei uns werden die Bio-Eier mit einem Zuschlag von 3 Rappen verkauft, welcher dann an die Partnerbetriebe weitergegeben wird, welche die Hähne aufziehen.

Aus wirtschaftlicher Sicht also ein absolut uninteressantes Geschäft.

Richtig. Wäre es lukrativ, würde das logischerweise viel mehr gemacht werden. Am Ende ist es jedoch immer der Konsument, der entscheidet. Mit dem Kauf eines Eis, das unter dem Label Henne & Hahn verkauft wird, ermöglicht er es uns, auch das männliche Tier aufzuziehen.

 

Was waren Ihre Beweggründe, die männlichen Küken aufzuziehen anstatt zu töten? Wirtschaftlicher Natur waren sie ja offensichtlich nicht.

Unsere Meinung ist klar: Es kann nicht sein, dass die männlichen Tiere sofort getötet werden. Es musste eine Lösung her und da gibt es verschiedene Ansätze. Einer davon ist die Aufzucht der Tiere. Ein anderer wäre, sich für eine andere Rasse zu entscheiden, die zwar weniger Eier legt, dafür etwas mehr Fleisch an den Knochen hat. Aus technologischer Sicht bestünde ausserdem die Möglichkeit, bereits im Ei zu erkennen, ob es sich um ein männliches oder um ein weibliches Küken handelt. Die Variante der Aufzucht haben wir gewählt, weil sie mit der derzeitigen Infrastruktur am schnellsten und einfachsten umsetzbar war. Wir wollten ein Signal senden.

Ist dieses Signal bei Ihre Kundschaft angekommen?

Ja, wir hatten schon sehr viele positive Erlebnisse, was die Vermarktung dieser Tiere anbelangt. Es gibt sogar Gastronomiebetriebe, die von den sogenannten Bruderhähnen richtiggehend begeistert sind. Die Hähne liefern zwar etwas weniger Fleisch, das schmecke dafür aber intensiver. Ausserdem habe man mehr Knochen, um Saucen daraus zu machen. Diese Erkenntnisse eröffnen uns plötzlich eine ganz andere Sicht auf dieses «Problem».

Wo müsste Ihrer Meinung nach in der Schweizer Gesetzgebung der Hebel angesetzt werden, um die Situation zu verbessern?

Ich glaube, von einem schweizweiten Gesetz, das die Tötung von männlichen Küken verbietet, ist man weit entfernt. Letzten Endes liegt es am Verbraucher, zu entscheiden, ob es mit seinen ethischen Werten einhergeht, dass männliche Küken getötet werden. Schliesslich werden die Tiere ja auch irgendwann getötet, wenn die aufgezogen und gemästet werden. Dass auch diese Methode ihre Vor- und Nachteile hat, sind wir uns durchaus bewusst. Die Frage nach der Ethik muss also jeder für sich selber beantworten können.


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