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Erdgasbohrungen im Untergrund des Endlagers im Weinland könnten laut Geologe Marcos Buser zum Austritt von Radioaktivität führen. (Symbolbild: Rudolpho Duba/Pixelio)

Gefährdet Erdgas Endlager im Weinland?

Der renommierte Geologe Marcos Buser sieht ein Risiko für das Endlager, wenn unter Humlikon Erdgas gefördert würde. Er fordert gründliche Abklärungen des Untergrunds.

Erdgasbohrungen im Untergrund des Endlagers im Weinland könnten laut Geologe Marcos Buser zum Austritt von Radioaktivität führen. (Symbolbild: Rudolpho Duba/Pixelio)

Veröffentlicht am: 28.04.2016 – 09.29 Uhr

Ende März hat der Regierungsrat einen Gesetzesentwurf über die Nutzung des Zürcher Untergrunds vorgestellt. Dieser Entwurf müsste das Weinland als mögliche Endlagerregion ganz besonders interessieren.

Doch in der bisherigen Berichterstattung dominierte das Angstthema Fracking im Zusammenhang mit der Nutzung der Geothermie. «Das Gesetz stellt sicher, dass die Umwelt durch die Nutzung des Untergrunds keinen Schaden nimmt», heisst es in einer Mitteilung des Regierungsrats.

Dass aber das mögliche Endlager durch die Entnahme von Erdwärme oder -gas aus dem Untergrund Schaden nehmen könnte, das war in der Öffentlichkeit bislang kaum ein Thema. Dabei bestätigt die Baudirektion, dass es durch die Förderung von Erdgas zu «weiträumigen Terrainabsenkungen» und zu einer erhöhten Erdbebenaktivität kommen könne.

Im Herbst 2013 deckte der ZO/AvU auf, dass die Aktiengesellschaft für schweizerisches Erdöl (Seag) in Humlikon nach Erdgas bohren will. Die Erkundungsbohrung wurde aber auf Eis gelegt, weil die Seag keine neue Konzession erhielt. Von dem Vorhaben wussten damals weder die Nagra noch das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi).

Nagra sieht kein Problem

Aussicht auf eine neue Konzession hat die Seag erst, wenn das Gesetz über die Nutzung des Untergrunds in Kraft ist. «Wir warten also ab», sagt Patrick Lahusen, Verwaltungsratsvizepräsident der Seag. Die Nagra schliesst auf Anfrage eine Schädigung des Opalinustons, in dem der Atommüll eingelagert würde, durch Gasförderung aus.   «Ich habe noch nie von der Nagra gehört, dass etwas ein Problem sein könnte», sagt der Geologe und Entsorgungsexperte Marcos Buser. Es sei jetzt zwingend erforderlich, den Untergrund mit Bohrungen auf Erdgasvorkommen hin zu untersuchen. «Man muss nicht nur den Menschen vor dem Endlager schützen, sondern auch das Endlager vor dem Menschen», sagt Buser.   Sauge man Erdgas aus den porösen Gesteinsschichten ab, könne sich dies auf die Schichten darüber auswirken, sagt der Geologe. Denn wo etwas entnommen wird, entsteht ein Hohlraum, der zu Absenkungen und Rissen darüber führen kann. Durch solche Risse könnte Radioaktivität an die Erdoberfläche gelangen. «Für ein Gebiet, in dem ein Endlager gebaut werden soll, ist das gar keine gute Voraussetzung.»   Aus Sicht von Buser dürfen Lagerstandorte in keinem Fall in Gebieten mit ausbeutbaren Bodenschätzen auf tieferem geologischem Niveau liegen. Wenn es nutzbare Erdgasvorkommen gebe, solle man solche Endlagerstandorte von Anfang an ausschliessen, um das Risiko zu minimieren. «Man kann nicht den Fünfer und das Weggli haben», sagt Buser. Er glaube nicht, dass ein Förderverbot viel bringen würde: «Künftige Generationen werden sich um das Endlager foutieren und die Ressourcen ausbeuten.» Die drohenden Nutzungskonflikte seien die zentrale Frage. Dabei solle man nicht die Apokalypse heraufbeschwören, sondern die mögliche Schwachstelle «ganz pragmatisch abklären». Buser bezeichnet es als Armutszeugnis, dass man dieses Risiko bislang nicht abschätzen wolle. (Markus Brupbacher)


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