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Die Fichte ist auf dem Rückzug – auch im Revier von Köbi Schwarz. (Foto: pd.) , Der Förster beobachtet «seinen Wald» genau und bereitet ihn für die veränderten Klimaverhältnisse vor. (Foto: pd.)

Der Brotbaum verschwindet

Der Klimawandel ist zu spüren. Das Waldbild beginnt sich zu verändern. Förster des Staatswaldes Andelfingen-Rheinau, Köbi Schwarz, kennt seinen Wald und bereitet ihn für Zukünftiges vor.

Die Fichte ist auf dem Rückzug – auch im Revier von Köbi Schwarz. (Foto: pd.) , Der Förster beobachtet «seinen Wald» genau und bereitet ihn für die veränderten Klimaverhältnisse vor. (Foto: pd.)

Veröffentlicht am: 21.03.2018 – 14.01 Uhr

Man kennt sie. Sie ist der sogenannte Brotbaum der Forstwirtschaft. Die Fichte - oder auch Rottanne genannt - ist mit 38 Prozent aller Bäume die mit Abstand häufigste Baumart im Kanton Zürich. So auch im Forstrevier von Köbi Schwarz. Die Fichte ist ein dankbarer Baum.

Die Immergrüne kann unter optimalen Verhältnissen ein Alter von über 600 Jahren und eine Wuchshöhe von bis zu 60 Meter erreichen. Sie hat ein gerades, rasches Wachstum. Die meisten Forstwart-Lernenden haben mit ihr die ersten Holzhauerei-Erfahrungen gemacht, sie ist die wichtigste Baumart für die heimische Sägeindustrie und in der Baubranche liefert sie das beliebteste Holz. In vielen Gedichten und Geschichten von berühmten Literaten hat sie in den letzten Jahrhunderten Einzug gehalten.

Das notwendige Wasser fehlt

Die Fichte ist aber im Rückzug. Sie wird in den nächsten Jahrzehnten in unseren Wäldern seltener werden und zum Teil sogar verschwinden. «Die Baumart, welche ursprünglich in den Bergwäldern angesiedelt ist, besitzt flache Wurzeln und dadurch gelangt sie in trockenen Phasen nicht an das notwendige Wasser», erklärt Köbi Schwarz.

Dies ist vor allem in den zunehmend trockeneren Sommermonaten ein Problem. Durch den Wassermangel wird der Baum geschwächt und dadurch anfälliger für den Käferbefall und Sturmsituationen.
 

Verschiedene Studien zeigen auf, dass solche Trockenperioden im Sommer durch den Klimawandel zunehmen werden. Die Wintermonate hingegen werden nässer, die Temperatur steigt durchschnittlich an, die Extremereignisse wie Orkane, Hagelschläge, Starkregen und Dürreperioden nehmen zu. Der Fichte wird es dadurch im Mittelland zunehmend unwohler.

Sie ist aber nicht die einzige Baumart, der es so ergeht. Auch der uns wohlbekannten Rotbuche gefallen das wärmere Klima und die trockeneren Böden nicht unbedingt. Sie und die Fichte werden ihre Verbreitungsgrenzen längerfristig um über 500 Höhenmeter nach oben verschieben.

Holzhauerei verändert sich

Für den 31-jährigen Förster ist dies kein beängstigendes Forst-Szenario: «In unserer Region fördern wir seit Förster-Generationen die natürliche Verjüngung und gestalten dadurch einen stabilen, vitalen Mischwald. Den Wald für die Zukunft.»  Das heisst, der Wald zeigt den umsichtigen Forstleuten stets an, welche Flora auf welcher Bodenstruktur am besten gedeiht.

Im Revier von Köbi Schwarz fühlen sich vor allem die Eiche, die Hagenbuche, aber auch die Linde und Föhre heimisch. Nebst den Waldbildern verändert sich durch den Klimawandel auch die Bewirtschaftung. «In den milden Wintern sind die Böden für die Holzhauerei nicht mehr genügend gefroren und häufig sehr nass. Wir starten aus diesem Grund die Saison zum Teil bereits im eher trockeneren Herbst oder verschieben geplante Holzschläge auf das kommende Jahr», erklärt der Förster.
 

Der Brotbaum verschwindet

Trockene, gefrorene Böden sind für die Holzhauerei ideal, denn der Bodenschutz ist für die Forstleute zentral. Der Wald wird nur auf festgelegten Rückengassen befahren oder das Holz immer mehr auch mittels Seilwinden von den Waldstrassen her aus den Flächen gezogen.

Das Klima verändert sich. Seit Beginn der Aufzeichnung im Jahr 1864 ist die Jahresmitteltemperatur in der Schweiz um etwa 2 Grad angestiegen. Und bis Ende dieses Jahrhunderts soll, gemäss Studien, die Temperatur noch weiter ansteigen.

Ist die heutige Forstgeneration stärker gefordert als ihre Vorgängerinnen und Vorgänger? Förster Schwarz verneint. Die Forstbranche bewirtschaftet seit der Verankerung des Forstgesetzes den Wald immer mit dem Ziel, für zukünftige Generationen einen gesunden, vitalen Wald zu pflegen und heranwachsen zu lassen.

Es gibt den Blick in die zukunftsvorhersagende Glaskugel auch in der Forstbranche nicht. So hätte kaum ein Forstmann vor 50 Jahren daran geglaubt, dass sich die pflegeleichte Fichte in den regionalen Wäldern nicht mehr wohlfühlen könnte. «Aber», so ist sich Köbi Schwarz sicher, «ein Wald mit verschiedenen Baumarten und Baumgenerationen wird sich gut den verändernden Begebenheiten anpassen!» ( Brigitt Hunziker Kempf )

Tag des Waldes

Der 21. März ist der internationale Tag des Waldes der FAO (UNO). Ein Tag, an dem die Bedeutung des Waldes thematisiert und ins Bewusstsein gerufen wird. Der Lebensraum Wald ist für die darin lebenden Tiere und Pflanzen, aber auch für die Menschen von grösster Bedeutung.

Der Kanton Zürich wird immer städtischer - der Wald zunehmend wichtig als Erholungsraum. Grünräume wie unsere siedlungsnahen Wälder sind für unsere Lebensqualität entscheidend. Angesichts steigender Ansprüche der Waldbesuchenden, schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen und im Zeichen des Klimawandels bringt die Zukunft grosse Herausforderungen für die Waldbewirtschafter.

Eine sorgfältige Waldpflege, verbunden mit einer möglichst grossen, naturnahen Vielfalt der Baumarten sind jedoch zwingend, damit unser Wald seine vielfältigen Funktionen auch für unsere Enkel erfüllen kann.


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